Philosophie

Mythos

Das mystische Bewußtsein trennt nicht Bild von Gedanken. Erlebnis von Reflektion. Sie bilden für dieses ein ungeschiedenes Ganzes.

Nach dem Ausgang des mythischen Bewußtseins verwandeln sich aber seine Gestalten Und Geschehnisse in Symbole.

Das nachmythologische Denken bewahrt das Mythische eben in einem "nur symbolischen" Sinn auf.

Die reflektive Zergliederung sprengt das Unmittelbare Für - Wahr - Halten der Myhten, distanziert sich innerlich von ihnen und gebraucht sie lediglich als Symbole (Eros als Symbol des vitalen oder geistigen Auf-schwungs, Athenes Geburt aus des Zeus' Kopf als Symbol eines plötzlichen Entstehens von etwas in sich Vollendetem oder nur durch das Geistige Erwirktem).

In dieser Optik ist das Symbol eher als Abschwächung des M. zu deuten. Einer solchen Interpretation kann man entgehen, wenn man im voraus das Symbolhafte breiter definiert Und die innere Gegliedertheit von Ihm entfernt.-> Cassirer.

Obwohl Nährboden von Religion, Philosophie, Dichtung und Geschichtsschreibung Gerät der M. in Ungnade bei jeder Differenzierung und Vermittlung der Erkenntnis.

Noch der Anfang griechischer Metaphysik führte zur Negation der Wahrheit des M. Ausdruck von Ignoranz, Angst und Naivität, von der Unreife des menschlichen Geistes.

Vor allem kommt Giabattista Vico das Verdienst zu, dieses neuzeitliche Vorurteil in Zweifel zu ziehen. Nach Vico hat der M. seine eigene Wahrheit, die der wissentschaftlich- Rationalen nicht unterlegen ist. Der M. ist zwar unwahr im faktischen Sinn, metaphysisch ist er aber wahr.

Dank der romantischen Reaktion auf die Aufklärung und die begriffliche Spekulation wurde der M. ins Blickfeld der deutschen Philosophie gerückt, wozu vor Allem Schellings Interpretation beigetragen hat.

Im 20. Jh. Hat die Mythenforschung starke Impulse von der-> Psychoanalyse emfpangen. Während der einseitige Freudsche Biologismus den M. reduktionierisch vereinfacht, indem er in ihm Ursublimation geschlechtlicher, z. T. inzestuöser Triebe erblickt (-> Ödipus, Elektra), erweitert umgekehrt die analytische Psychologie (-> Jung) den Begriff des -> Unbewußten, so daß es auch das Seelische als gleichberechtigte Komponente umfaßt.

Dieser Zweig der Psychoanalyse erweist sich als besonders fruchtbar für die Mythen - und Symbolforschung, da Mythen und ihre symbolhaften Grundelemente als totale Urerlebnisse interpretiert werden, die archaischen Gesellschaften Sinnerfüllung verleihen. (Ign) -